Entscheiden Sie Sich auch eher für die bequemere Alternative? Bestellen Sie z.B. die Weihnachtsgeschenke bequem im Netz, anstatt Weihnachtsstress im stationären Einzelhandel? Ihr Essen per Mausklick in der App, anstatt Anruf im Restaurant? Meist wählen wir einfach den bequemsten, zeitsparendsten und günstigsten Weg um unsere Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Ein Blick in den Finanzsektor offenbart einen Trend, der genau dies bestätigt: Der unaufhaltsame Aufstieg digitaler, Neo- und Challenger-Banken völlig ohne Filialnetz und physischen Kundeninteraktionen. Zeit also, einmal genauer zu untersuchen, warum genau Kunden diesen „Digital Only Banken“ in die Arme laufen. Aber der Reihe nach…
Trends frühzeitig erkennen und reagieren
In den letzten Jahren hat sich der Finanzsektor radikal verändert und hier konnte die Digitalisierung so richtig ihren Fußabdruck hinterlassen. Der Umgang mit dem Kunden – egal ob durch das 200 Jahre alte Traditionsbankhaus oder die junge Neobank – wurde neuen Spielregeln unterworfen. Die Frage ist, wie haben „Digital Only Banken“ diese neuen Spielregeln für sich genutzt und in den letzten Jahren Millionen von KundInnen auf der ganzen Welt gewonnen?
Gemeinsam mit N26 sind wir auf die Suche gegangen, was Menschen bewegt, Kunde bei einer rein digitalen Bank zu werden. Wir konnten bestätigen: Einfache, digitale Banking-Erlebnisse, verständliche Kommunikation und günstige Angebote kommen beim Kunden nicht nur gut an, sondern können in solide Marktanteile übersetzt werden. Doch was sollten Finanzinstitute, ob Newcomer oder Platzhirsch, jetzt auf dem digitalen Schirm haben, um künftig in der Königsklasse und nicht der Kreisliga zu spielen? Trends schnell zu erkennen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, wird zum Erfolgsfaktor für die gesamte Branche. Nur Finanzhäuser, die den Kunden heute und morgen verstehen, sind in der Lage entsprechende digitale Angebote zu entwickeln und die neuen Kundenansprüche zu adressieren. Dabei die vielen regionalen Unterschiede nicht aus dem Blick zu verlieren, wird zur Königsdisziplin. Denn reagiert man in Brasilien erfolgreich auf einen Trend, kann dieselbe Entwicklung in Europa komplett am Ziel vorbeischießen. Was in Italien reüssiert, kann in Belgien am Kunden einfach vorbei gehen – mit allen Konsequenzen, was Kosten, Marktanteile und Relevanz betrifft. Macht man es aber richtig, kann der Erfolg größer werden, als man vielleicht denkt.
Eine Milliarde neuer Kunden dank digitaler Angebote
Das Potenzial für „Digital Only Banken“ ist fast schon unverschämt groß – über eine Milliarde mögliche neue Bankkunden gilt es von sich zu überzeugen. In unserer Erhebung haben wir den aktuellen Stand des digitalen Bankwesens auf der ganzen Welt untersucht und aufgezeigt, wo genau es noch offene digitale Flanken gibt und was sich Kunden weltweit wirklich von ihrer Digitalbank wünschen. Dies ist umso spannender, da sich durch Corona nicht nur die Wünsche der Bankkunden (Stichwort „Mobile Banking“) verändern, sondern auch das Angebot der Finanzinstitute nicht mehr dasselbe ist (Stichwort „Filialnetz“). Der so entstandene „Global Digital Banking Index“ zeigt, dass die Akzeptanz von „Digital Only Banken“ massiv zugenommen hat. Gleichzeitig benennt er die großen Trends, die alle Marktteilnehmer erkennen und antizipieren sollten, um sich besser aufzustellen.
Digital Only Banken haben das Potenzial, in den kommenden Jahren das Privatkundengeschäft zu erobern. Die Frage wird aber sein, ob die ganzen neuen digitalen Player und traditionelle Bankhäuser gleichermaßen die neuen Kundenanforderungen verstehen und eine starke, auf diese Bedürfnisse zugeschnittene Strategie verfolgen werden.
Neo- und Challenger-Banken gehen diesen Weg bereits konsequent. Doch auch traditionelle Banken können dieses Potenzial heben und tun dies teilweise auch bereits sehr erfolgreich. Die Erkenntnisse aus der Studie sind für alle Spieler interessant:
- Verbraucher sind „Digital Only Banken“ gegenüber immer aufgeschlossener. 23 Prozent besitzen bereits ein rein digitales Bankkonto. Dieser Wert könnte in einigen Regionen auf bis zu 70 Prozent ansteigen – ein Anteil, den sich Banken nicht entgehen lassen sollten.
- Fast die Hälfte derer (47%), die bisher kein digitales Bankkonto haben, sind hoch motiviert, ein solches zu eröffnen.
- Wenn es um Vertrauen in rein digitale Banken geht, steht Brasilien mit über 78 Prozent an der Spitze, gefolgt von den USA (68%). In Europa ist das Vertrauen in reine Digitalbanken bei irischen Kunden mit 68 Prozent am höchsten, während in Deutschland (54%), Spanien (53%) und Frankreich (53%) immerhin noch mehr als die Hälfte der Nutzer reine digitalen Banken ihre Daten und ihr Geld anvertrauen würden.
Nicht nur an Millenials denken
Banken sollten ihre Kunden ins Zentrum stellen, denn diese sind wechselwilliger denn je: In Italien ist fast jeder zweite Kunde einer reinen Digitalbank 45 Jahre oder älter. Auch Frauen rücken – endlich –in den Fokus der Bankhäuser. Hier haben traditionelle Finanzdienstleister Jahrzehnte lang wenig spezifische Angebote entwickelt. Zwar nutzen (noch) immer mehr Männer (59%) als Frauen (41%) das Angebot rein digitaler Banken, aber Europa steht kurz davor, das Geschlechtergleichgewicht herzustellen. Digitales Banking hat zudem das Potenzial, auch den riesigen Markt an Menschen mit geringem Einkommen ein attraktives Angebot mit großartigen Services und Produkten zu machen.
Der Schlüssel zu neuen Märkten und Kunden ist digital
Die Ergebnisse des Global Digital Banking Index weisen darauf hin, dass es noch einen weitgehend unerschlossenen Markt für digitales Banking gibt – potenziell bis zu 1,4 Milliarden Kunden in 28 Ländern. Die Strategien der rein digitalen Banken dieses Marktpotenzial zu heben gehen auf. Ich bin gespannt, wie sich digitale Neobanken im Wettbewerb mit Traditionshäusern weiter schlagen werden. Das Potenzial für rein digitales Banking ist auf alle Fälle da und sollte – wenn man keine Kundenanteile aufs Spiel setzen will – von allen Marktteilnehmern mit digitalen Angeboten konsequent adressiert werden. Denn wissen Sie, was potenzielle Verbraucher momentan davon abhält, zu einer Neobank zu wechseln? Auf Platz 2 (42%) landete bei unserer Studie „die Unkenntnis des Angebots digitaler Neobanken“. Dies lässt sich recht schnell ändern. Das sollte dem gesamten Markt zu denken geben.