Kennen Sie das? Sie nehmen sich fest vor, mehr für Ihre Fitness und Gesundheit zu tun? Einem ausgeklügelten Trainingsplan folgen Investitionen, zum Beispiel in neue Laufschuhe oder das bessere Fahrrad. Die Grundlagen sind also geschaffen, es muss nur noch damit trainiert und an der Performance gearbeitet werden.
Unseren Banken geht es übrigens mit Blick auf ihre Cloud-Performance nicht anders. Bisher haben die Finanzhäuser den Boden bereitet und ihre Infrastruktur in die Cloud bewegt – also den Trainingsplan erstellt und Equipment angeschafft. Doch vom nachhaltigen Nutzen – also den Trainingserfolgen und dem geschäftlichen Mehrwert von Cloud – sind sie noch weit entfernt. Sie befinden sie (noch) in einer frühen Phase der Verlagerung von Anwendungen in die Cloud. Sicher, die Cloud bietet ein Basis-Set an Tools und Fähigkeiten, die Banken selbst nicht mehr aufbauen müssen. Doch das ist nur ein Bruchteil dessen, was Cloud für Banken tatsächlich leisten kann. Damit alle Vorteile genutzt werden und sich die Anfangsinvestitionen auch nachhaltig lohnen, muss den Geldhäusern der Switch von Cloud-Migration zur Cloud-Wertschöpfung, also dem wirklichen Arbeiten mit und in der Cloud, gelingen.
Möglichkeiten für Wachstum und Innovation noch nicht genutzt
Die Geschwindigkeit der Cloud-Migration nimmt exponentiell zu. Waren 2021 noch acht Prozent des Workloads der Banken in der Cloud angesiedelt, werden es für das laufende Jahr bereits 17 Prozent sein. In den kommenden zwei Jahren erwarten wir sogar eine Verdopplung dieser Geschwindigkeit. Doch Migration ist nicht alles. Jetzt gilt es, in der Cloud zu arbeiten und sämtliche ihrer Vorteile zu nutzen (siehe auch den globalen Blog meiner Kollegen hier).
Dieser Meinung sind auch die Banken. Nach unserer Accenture-Studie Unleashing Competitiveness on the Cloud Continuum sehen Bankmanager beim Arbeiten in der Cloud drei Herausforderungen : Die Komplexität der geschäftlichen und betrieblichen Veränderungen, Sicherheits- und Compliance-Risiken sowie mangelnde Abstimmung zwischen IT und den jeweiligen Geschäftsbereichen.
Banken mit beschleunigter Cloud-Migration haben bereits realisiert, dass Cloud die Grundlage für eine erfolgreiche digitale Transformation ist. Sie sehen in der neuen Technologie längst nicht mehr nur ein IT- oder Kostenthema, sondern große Chancen für Transformation und Wachstum. Dabei kommt Cloud bewusst zum Einsatz, um beispielsweise mehr Effizienz zu erzielen, agile Arbeitsmethoden zu etablieren oder die Beziehungen zu ihren Kunden positiv zu verändern. Darüber hinaus profitieren sie von einem ganz besonderen Mehrwert, der bisher nur innovativen „Cloud-First“-Herausforderern wie Neobanken und Fintechs vorbehalten war: Durch die neue, cloudbasierte Architektur verkürzen sie ihre Innovationszyklen drastisch. Und der Faktor Zeit ist heute bedeutender, denn je.
Um das „betriebliche Leben“ in der Cloud und damit die Cloud-Wertschöpfung zu beschleunigen, müssen die Banken sich zunächst einmal über die Vorteile in vollem Maße bewusst werden. Sie müssen lernen, Cloud mehr von Seiten der geschäftlichen Innovationen zu denken. Cloud ist längst nicht mehr nur ein reines IT-Thema, sondern geht mit einer geschäftlichen und kulturellen Transformation einher, deren Verantwortlichkeiten in den Fachabteilungen angesiedelt ist. Die IT sollte also nicht mehr der Treiber hinter allen Cloud-Aktivitäten sein – was wiederum mit einem Mindset-Shift verbunden sein muss.
Migration ist nur der Anfang – was sind die geschäftlichen Vorteile von Cloud?
Der Abschied vom klassischen IT-Rechenzentrum der Banken in die Cloud geht mit beträchtlichen Kosteneinsparungen einher. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, denn neun von zehn Banken berichten in der aktuellen Ausgabe des Accenture Banking Cloud Altimeter, dass die Kosten für die Wartung von Mainframes in den letzten Jahren gestiegen sind.
Bei allem Kostendenken sollte eine Reduktion der IT-Kosten bei den Cloud-Ambitionen der Banken nicht (mehr) im Vordergrund stehen. Der echte Motivator muss vielmehr die Aussicht auf Innovation sein, sei es im Bereich der Geschäftsprozesse oder der Kundenzufriedenheit. Hier bietet Cloud nahezu unendliche Möglichkeiten: Banken haben beispielsweise einen kostengünstigen Zugang zu neuen Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), maschinellem Lernen oder Sprachverarbeitung. Sie profitieren von der schnelleren Einführung neuer Produkte oder Services, denn die Verlagerung von Anwendungen in die Cloud verkürzt die Markteinführungszeit um 30-50 Prozent. Banken können auch Kosteneffekte erzielen. So sinken bei der Verlagerung von Anwendungen in die Cloud die Betriebskosten um etwa 10-20 Prozent. Und schließlich eröffnen das API-Ökosystem der Cloud sowie die fortschrittlichen Analysefunktionen neue Möglichkeiten der Geschäftsprozess-Optimierung, wie Kontenabgleich und Liquiditätsmanagement in Echtzeit. Ohne Cloud können Banken im Grunde die Vorteile von Open Banking überhaupt nicht nutzen.
Oft stehen der Cloud-Wertschöpfung jedoch Sicherheitsbedenken im Wege. Zu Unrecht wie ich finde, denn die Hyperscaler bieten erstklassige Sicherheitsfeatures. Diese sorgen nicht nur für die Ausfallsicherheit der Systeme, sondern schützen auch vor Cyberkriminalität und bieten effiziente Ansätze, um geschäftskritische Systeme sicher und im Fall des Falles funktionsfähig zu halten. Und schließlich unterstützt Cloud dabei, mit der agilen Cloud-Native-Konkurrenz schritthalten zu können.
Was sollten Banken also als nächstes tun?
Zunächst einmal sollten sie darauf verzichten nur von der IT-Architektur her zu planen. Wie bereits gesagt, ist es wichtig und richtig Kosten zu senken, aber es bringt mehr Vorteile von der Geschäftsinnovation her zu denken. Schließlich entsteht Wachstum aufgrund von Innovation.
Einer dieser Vorteile ist die durch Cloud möglich gewordene Agilität – vor allem in der Produktentwicklung. Aber auch für KYC (Know your Customer) und andere immer wichtiger werdende Compliance-Themen wie zum Beispiel die Geldwäschebekämpfung (AML = Anti Money Laundering) können dank Cloud besser adressiert werden. Schließlich lässt sich auch die Customer Experience Transformation vorantreiben, indem mit Hilfe von Cloud und KI vorhandene Kundendaten angereichert und besser genutzt werden können. Cloudgestützte Intelligent Operations machen es schließlich möglich, den Kundenservice insgesamt auf ein neues Level zu heben.
Für mich heißt das, höchste Zeit die Weichen für die Zukunft zu stellen. Banken, die ihre Cloud-Migration vorantreiben, profitieren nicht nur von der Veränderung ihrer IT-Architekturen, sondern auch von der Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit, neuen Arbeitsweisen und den hervorragenden Beziehungen zu ihren Kunden. Diese erwarten inzwischen personalisierte Produkte und Services von ihrer Bank und sind offen, das Institut zu wechseln, wenn die Performance der Bank nicht in ihrem Sinne ist. Finanzinstitute sollten sich also entscheiden, ob sie mit Hilfe von Cloud ihre Leistungsfähigkeit steigern und auch in den kommenden zehn Jahren noch zur Spitze in ihren ausgewählten Finanzmärkten zählen wollen. Banken, die es jetzt schaffen mit einer Kombination aus menschlicher und maschineller Intelligenz neue Wege zu gehen, haben die Chance die Rentabilität ihrer Geschäftsmodelle so zu steigern, dass sie im Rennen um die Zukunftsfähigkeit die Nase vorn behalten. Banken können ihre Performance nachhaltig steigern, wenn sie sämtliche Vorteile die Cloud bietet richtig nutzen.