Accenture Banken Blog

In der bisher größten Nachhaltigkeitsstudie des United Nations Global Compact and Accenture gaben nur 18% der CEOs an, dass Regierungen und politische Entscheidungsträger ihnen die nötige Klarheit gegeben haben, um ihre Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele zu erreichen. Die im Rahmen der COP26 in Glasgow veröffentlichten Studie Climate Leadership in the Eleventh Hour bietet einen umfassenden Blick auf die Perspektiven von mehr als 1.230 CEOs aus 113 Ländern und 21 Branchen auf die dringenden Chancen und Herausforderungen für Führungskräfte, die Klimakrise zu bewältigen. Dabei schlagen Vorstände auch Alarm bei den bereits spürbaren klimabedingten Störungen, insbesondere der Lieferketten mit Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle und suchen nach staatlichen Maßnahmen – hauptsächlich in den Bereichen klare CO2-Bepreisung, Infrastrukturinvestitionen und finanzielle Verpflichtungen für Net Zero Transition – da sich das Fenster zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels bis 2030 zu schließen beginnt. Der Weckruf für die Entwicklung nachhaltiger Produkte und Geschäftsmodelle ist erfolgt. Suni P. Harford, Group Executive Board Sponsor for Sutainability und Impact bei UBS fasst es zusammen: „Die Klimarisiken sind greifbar und die Leute verstehen sie. Jeder, der kürzlich extreme Wetterlagen erlebt hat, ist sich dessen bewusst und beschäftigt sich mit deren Einfluss auf den Betrieb“. (Zitat ist übersetzt aus dem Englischen.)

Investoren üben zunehmend Druck zur Veränderung aus

Der Druck der Stakeholder zur Veränderung und Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsthemen und insbesondere dem Klimawandel in allen Geschäftsentscheidungen ist ungebrochen. Schaut man auf die Entwicklung der Wichtigkeit zwischen 2016 und 2021, so bleiben bei der Frage nach der Stakeholder-Gruppe mit dem größten Einfluss auf die Nachhaltigkeitsagenda der Unternehmen Kunden und Konsumenten (55% vs. 72%) und Mitarbeitende (43% vs. 35%) auf Platz 1 und 2, während sich Investoren und Shareholder von Platz 8 auf Platz 3 (von 18% auf 31%) vorgearbeitet haben. Dies reflektiert die stark gestiegenen Erwartungen von Investoren bezüglich ESG in den letzten Jahren – ausgedrückt in der Erwartung hoher Transparenz und Berichterstattung über ESG-Faktoren im Zugang zu Kapital. Nur eine einheitliche, standardisierte Reportinganforderung kann zukünftig ESG-Performance vergleichbar machen und rückt auf zur Offenlegung finanzieller Informationen.

COVID-19 als Beschleuniger für das 1,5-Grad-Ziel?

Für fast vier von fünf CEOs (79%) hat die globale COVID-19-Pandemie den Bedarf der Transition zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen verstärkt – doch nur 57% der CEOs bestätigen, dass ihre Recovery sich an Klimazielen orientiert, und gerade einmal 18% finden die Richtlinien der Regierungen und Policy-Geber ausreichend, um diesen Pläne mit dem 1,5-Grad-Ziel übereinzubringen. Eine verstärkte Nachfrage nach übergreifenden Klimazielen wird formuliert, sodass Nationen, Industrien und Unternehmen gemeinsam  und partnerschaftlich an der Umsetzung der Klimaziele arbeiten können. Darüber hinaus sagen 71%, dass sie aktiv daran arbeiten, ein Netto-Null-Emissionsziel für ihr Unternehmen zu entwickeln, und 57% glauben, dass sie im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel arbeiten. Als Indikator haben jedoch nur 2% dieser Unternehmen ein formales Ziel, das von der Science Based Targets-Initiative validiert wurde.

Die Herausforderung der Scope-3-Emissionen

Die Botschaft der Führungskräfte ist klar. CEOs, die nicht auf Netto-Null-Geschäftsmodelle umsteigen, gefährden ihre Unternehmen. Während 65% der CEOs weltweit sagen, dass sie bereits mit der Weiterentwicklung von Netto-Null-Geschäftsmodellen und -Lösungen begonnen haben, beschreibt fast die Hälfte der CEOs (45%) ihre diesbezüglichen Bemühungen als nur „basic“. Die Herausforderung liegt dabei insbesondere im Management der Scope-3-Emissionen, also den indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette. Während 55% der CEOs sagen, dass sie die Messung und das Reporting der Scope-3-Emissionen begonnen haben, sehen sich nur 16% der CEOs in diesem Ansatz auf einem fortgeschrittenen Level. Für Finanzinstitute ist dies ein elementares Thema, hier liegt ihr großer Hebel. 37% sehen ihre Methodik in diesem Bereich bereits als fortgeschritten an – aber fast ebenso viele haben noch nicht damit angefangen oder nur mit sehr vereinfachte Ansätzen. Debbie Crosbie, CEO der TSB Bank bestätigt, dass der größte Anteil ihrer Scope-3-Emissionen aus den über Hypotheken finanzierten Häusern kommt.

Einmal mehr werden umfassende Datenlösungen gefordert

Die Nachhaltigkeitsstrategie ist nicht länger eigenständig, sie rückt in die Geschäftsstrategie und wird ein elementarer Bestandteil, ähnlich wie wir es bei der Digitalisierung gesehen haben. Die CEO-Interviews bestätigen einmal mehr, dass es ohne ein effektives Datenmanagement keine erfolgreiche Klimaagenda geben kann. Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, bestätigt, dass Daten der Game Changer in diesem Kontext sind. Um Impact-Messungen in der nahen Zukunft vollziehen zu können, ist der Zugang zu guten Daten unumgänglich. Global geben 81% der CEOs an, dass sie moderne Technologien nutzen, um Daten zu sammeln und organisationsweit zu managen – aber auch hier sind erst 25% auf einem fortgeschrittenen Level.

Trotz all dem, was schon angegangen wurde, bleibt viel zu tun, um die Versprechen für mehr Nachhaltigkeit zu verwirklichen. Und es kommen immer neue Anforderungen hinzu.