Per 1. Februar 2021 traten die ersten Gesetzesänderungen als Teil einer Reihe von Anpassungen rund um die DLT-Thematik in Kraft. Im Zuge dieser Entwicklungen habe ich in einem früheren Blogartikel die potenziellen Auswirkungen der Gesetzesänderungen auf die künftige Kapitalmarktstruktur aufgegriffen, wobei ich spezifisch auf DLT Trading Systeme eingegangen bin. Mit der Einführung DLT-basierter Registerwertrechte, welche als Teil des Gesetzeskomplexes nun wirksam sind, gehen wir nun einen ersten Schritt in Richtung Zukunft. Interessante Emissionen haben bereits stattgefunden, so hat Sygnum Premium Weine tokenisiert und damit investierbar gemacht. Solche vielversprechenden Anwendungen von DLT wollen wir im Folgenden im Bereich von Non-Bankable Assets (NBA) am Beispiel von Immobilien diskutieren.
NBAs wirksamer einsetzen ist wertvoll für Kunden und Banken
NBAs stellen Vermögenswerte dar, welche sich schwer kurzfristig in liquide Mittel umwandeln lassen. Dazu gehören unter anderem Jachten, Schmuck, Luxusautos, Immobilien oder gar Kunstgegenstände (siehe Abbildung 1). Schätzungen zufolge lassen sich rund 50% des Vermögens des Ultra High Net Worth (UHNW) Segments den NBAs zuordnen.
Nichtsdestotrotz werden NBAs in der Vermögensübersicht von Bankkunden selten berücksichtig. Ein holistisches Bild über die Gesamtvermögenssituation wäre jedoch sowohl aus Kunden- als auch Bankensicht wünschenswert. Denn dies würde es Kundenberatern erlauben, ihren Kunden massgeschneiderte Lösungen und eine optimierte Asset Allokation unter der Berücksichtigung aller finanziellen Umständen anzubieten. Darüber hinaus gewinnen NBAs neben dem UHNW-Segment auch zunehmend an Bedeutung für Retail-Investoren.
Gerade eine Transformation der physischen NBAs in Digital Assets und DLT-basierte Lösungen können dazu beitragen, NBAs einer breiten Masse zugänglich zu machen. So ermöglichen sie Retail-Investoren anteilsmässig in NBAs zu investieren und somit an den Wertsteigerungen zu partizipieren, ohne dabei die grundsätzlich benötigten hohen Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen. Welche Schritte sind notwendig, um NBAs «bankable» zu machen? Gibt es heute schon relevante Angebote im Markt? Dies erfahren Sie im folgenden Abschnitt.
Es gibt viele Möglichkeiten Kunden- und Bankenwert aus NBAs zu generieren
Die Wertgenerierung von NBAs kann entlang der in der folgenden Abbildung dargestellten Wertschöpfungskette stattfinden.
In einem ersten Schritt (1) muss das NBA erfasst werden, was im Kontext einer DLT bedeutet, dass der Vermögenswert durch einen Token repräsentiert wird. Um das Asset akkurat abzubilden, ist eine initiale Bewertung notwendig (2). Hat man bei einem Immobilienerwerb den Einstandspreis, birgt die anschliessende Bewertung jedoch so seine Tücken. Denn die Qualität und die Authentizität und demnach auch der richtige Wert des NBAs muss fair und transparent wiedergegeben werden, um das Vermögen richtig widerzuspiegeln. Ist das NBA aber einmal adäquat erfasst, so eröffnen sich verschiedene Möglichkeiten für neue Dienstleistungen. So könnte das NBA als Sicherheit oder auch «Collateral» (3) für einen Lombard Kredit verwendet werden. Man würde somit aus dem illiquiden Asset eine wertvolle Liquiditätsquelle für allfällige Marktopportunitäten schaffen.
Durchaus denkbar – und zu einem gewissen Grad bereits Tatsache – sind Handelsplätze (4) für NBAs, zum Beispiel in Form einer Plattform, bei der ein Intermediär als Bindeglied zwischen Besitzer und potenziellen Käufern agiert. Die WealthInitiative Plattform von Temenos bietet beispielsweise Vermögensverwaltern Zugang zu einem Marktplatz zum Austausch von NBAs.
Eine etwas neuere Anwendung stellt das gesicherte «Peer-to-Peer (P2P) Lending dar». Dabei verpfändet der Besitzer des NBAs den Vermögensgegenstand, beispielsweise ein Grundstück als Sicherheit und erhält so – auch bei ungenügender Bonität – Zugang zu Kapital, welches von Privatinvestoren zur Verfügung gestellt wird (sog. mortgage-backed P2P loans). Diese können dann wiederum ihre ausstehenden Tranchen in einem Sekundärmarkt an Drittpersonen weiterverkaufen. Aktuelle Beispiele hierfür sind FinTechs wie EstateGuru oder Crowdestate. Darüber hinaus betreibt P2Pempire eine Plattform zum Vergleich von P2P Lending Akteuren im Bereich von Real Estate. Generell erfreuen sich P2P Plattformen wie Mintos oder Lending Club steigender Beliebtheit. Wir denken, dass DLT als zusätzlicher Katalysator dieser Dynamik im Peer-to-Peer Bereich wirken kann.
NBAs wirksam mittels DLT einsetzen – Eine skalierbare Realität in der sehr nahen Zukunft
Die zusätzliche Verwendung von DLT ermöglicht zum einen das Instant Settlement der Transaktionen, wodurch die aktuellen Besitzverhältnisse in den entsprechenden Vermögensübersichten unmittelbar aufgezeigt werden würden. Durch die inhärente Unveränderbarkeit der DLT erhalten die Marktteilnehmer so ebenfalls eine rückverfolgbare Asset-Historie. Zu guter Letzt lässt sich durch die Tokenisierung der NBAs zudem eine Teilinhaberschaft («Fractional Ownership») an jenen Vermögenswerten einfacher ermöglichen. Dabei handelt es sich bei weitem nicht mehr nur um theoretische Überlegungen.
Denn wir sehen bereits nennenswerte Bewegungen in diese Richtung am Markt. Erste FinTechs bieten solche Anlagelösungen bereits an, so zum Beispiel Bloxxter oder Crowdlitoken. Letzteres erlaubt Beteiligungen an Immobilien bei bereits kleinen Investitionsbeiträgen von 100 Schweizer Franken. Jüngst machte auch das Start-up Estating auf sich aufmerksam, mit der Durchführung der «weltweit kleinsten Verbriefung aller Zeiten». Die Vorteile für den Investor sind dabei, dass diese Immobilienbeteiligungen zum einen jährliche Zinsen abwerfen, zum anderen aber auch jederzeit auf einem Sekundärmarkt weiterverkauft werden kann. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Immobilienfond, wird hier zudem in Anteile einer einzelnen Immobilie investiert und nicht in einen blinden Pool von verschiedenen Immobilien.
Weitere Geschäftsmodelle lassen sich auf der Infrastrukturseite finden. So bietet Black Manta Lösungen zur Tokenisierung von Immobilien an und ermöglicht somit anderen Unternehmen die Veräusserung von Immobilienanteilen auf einer DLT.
Wie anfänglich erwähnt, sind Immobilien nur ein Teil aller NBAs und es gibt zahlreiche weitere Möglichkeiten und Anwendungsbeispiele. Diese werden wir in kommenden Blogs genauer beleuchten. Sollten Sie in der Zwischenzeit Fragen haben oder mehr über einzelne Themen wissen wollen, zögern Sie nicht, mich oder meine TeamkollegInnen zu kontaktieren.