Umsatzwachstum von 10% mit verhältnismäßig geringen Investitionen und die Chance für Banken, in neue Geschäftsmodelle einzusteigen: Die Rede ist von Open Banking und dem damit verbundenen Potenzial im Geschäftskundensegment, das laut der Accenture Studie „IT’S NOW OPEN BANKING“ von Banken weltweit erwartet wird.

Durch weltweite Open Banking-Regulierungen – u.a. durch die PSD2 in der EU und UK Open Banking in Großbritannien – werden Banken verpflichtet, FinTechs und anderen Drittanbietern kostenfrei Zugriff auf Kundenkonten zur Verfügung zu stellen. So können Drittanbieter über API-Schnittstellen Transaktionsdaten, Kontostände und Zahlungen auslösen. Dadurch laufen Banken Gefahr, zum reinen Infrastrukturanbieter degradiert zu werden und den Kundenkontakt an der Kundenschnittstelle zu verlieren, während FinTechs und Technologie-Giganten wie Apple oder Google den attraktiveren Teil der Wertschöpfungskette übernehmen. Umso wichtiger wird es für Banken, sich Gedanken darüber zu machen, wie mit Open Banking ihre Marktrelevanz erhalten oder sogar gesteigert werden kann.
Das große Potenzial von Open Banking im Geschäftskundensegment
Open Banking hat es im Privatkundengeschäft – zumindest in Teilen – bereits vor PSD2 gegeben und wird sich jetzt, durch neue APIs, noch stärker durchsetzen. Neuartige Finanzmanager und digitale Ökosysteme mit Drittanbietern halten Einzug. Allerdings liegen die wahren Umsatzbringer laut der Accenture Studie im Geschäftskundenbereich. KMUs und Großunternehmen sind bereit, Gebühren für friktionslose und automatisierte Prozesse durch APIs und Drittanbieterlösungen zu bezahlen.
Banken, die ihren Geschäftskunden Open Banking-Lösungen anbieten, können ihre eigenen Ökosysteme erweitern, Plattformen schaffen und neues Wachstum generieren. Zudem können Innovationen, die mittels Open Banking im Privatkundengeschäft bereits realisiert werden (z.B. verbesserte User-Experience), auch im Geschäftskundenbereich zum Einsatz kommen.
Und tatsächlich zeigt die Accenture Studie, dass 77% der 660 weltweit befragten Unternehmen bereits heute Open Banking nutzen oder im Jahr 2019 nutzen werden. Und es kommt noch besser für Banken: 67% der europäischen Unternehmen wünschen sich den Zugang zum Open Banking-Ökosystem nicht etwa über FinTechs oder andere Third-Party-Players, sondern über ihre Hausbank!
Worauf warten die Banken noch?
Betrachtet man die Entwicklung auf dem deutschsprachigen Bankenmarkt, so zeigt die Accenture Studie Widersprüche auf:
- Während die klare Mehrheit der Unternehmen – sowohl Großunternehmen wie auch KMUs – Open Banking nutzen möchten, sind die Banken bei Investitionen immer noch sehr zurückhaltend.
- Banken sehen neue Marktteilnehmer wie FinTechs oder andere Third-Party-Providers im Zusammenspiel mit Open Banking als große Bedrohung. Doch wie bereits erwähnt, wünschen sich die Unternehmen mehrheitlich gerade die Banken als Eintrittstor ins Open Banking.
- Die Open Banking-Bereiche, die für die Geschäftskunden laut der Accenture Studie am interessantesten sind (z.B. friktionslose miteinander verbundene Lösungen mit Kreditplattformen, Onlinebezahlfunktionen, Buchhaltungslösungen), decken sich nicht mit den Kernbereichen der Banken, die sich eher auf Silo-basierte eigene Bankprodukte fokussieren.
Es bleibt also fraglich, warum Banken bislang nicht viel fokussierter ins Open Banking einsteigen. Auf der anderen Seite zeigt die Accenture Studie, dass bereits 46% der Banken im Geschäftskundenbereich in Open Banking investiert haben und weitere 41% im Jahr 2019 investieren wollen.
Haben die Banken also erst einmal abgewartet und beobachten was passiert? Verlassen sich die Banken darauf, dass ihnen ihre Geschäftskunden erhalten bleiben?
Marktanteile sind in Gefahr
Open Banking ist bei den Geschäftskunden längst angekommen und die Nachfrage auf Seiten der Großunternehmen und KMUs steigt. Sie versprechen sich Mehrwert durch die API-basierten Schnittstellen – und das nicht nur durch Konto- und Zahlungsverkehrsdienstleistungen. Es geht auch um den Zugang zu zusätzlichen Dienstleistungen durch Drittanbieter, wie z.B. Working Capital Management.
Wie die Accenture Studie herausgefunden hat, machen Unternehmen inzwischen erste Schritte, um die Wachstumschancen des Open Bankings für sich zu nutzen und die Effizienz ihrer Unternehmensprozesse zu optimieren.
Für Banken ist ein Open Banking-Ökosystem eine vielversprechende und effektive Möglichkeit, relevanter, innovativer und profitabler zu werden. Die Banken, die jetzt Open Banking für ihre Firmenkunden einführen, können frühzeitig die richtigen Verbindungen herstellen und Vorteile wie Markenbekanntheit, Kundenbindung und neue Ertragsquellen nutzen. Zudem ermöglicht Open Banking Bankgeschäfte bei einer Bank zu aggregieren, um Kosten- und Effizienzvorteile zu ermöglichen, z.B. im Cash-Management. Typischerweise wird hier der First Mover das Rennen machen. Selbst wenn ein Unternehmen die Geschäftsbeziehungen mit den anderen Banken aufrechterhält, würden letztere zum Commodity-Produkt-Produzenten ohne direkte Kundeninteraktion.
Banken, die jetzt zögern und die Vorteile von Open Banking für KMUs und Großunternehmen nicht nutzen, laufen aber auch Gefahr, dieses wertvolle Segment an neue Markteinsteiger zu verlieren. Denn diese sind bereit, Geschäftskunden mit personalisierten, integrierten und wertschöpfenden Finanzdienstleistungen zu bedienen. Obwohl 44 Prozent der Unternehmen erklären, dass sie mit ihrer Software für Zahlungsverkehr und Bankwesen überwiegend zufrieden sind, zeigen sie Interesse an Lösungen von Drittanbietern. Es wäre verschenktes Potenzial, wenn Banken die Bedürfnisse ihrer Geschäftskunden nicht berücksichtigen und das Feld Branchen-Neulingen überlassen. Denn der Kontakt zum Kunden ist eines der wichtigsten Assets, das Banken mit aller Kraft verteidigen sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
In vier Schritten zum Open Banking
Banken, die sich mit dem Gedanken tragen, Open Banking-Angebote für Geschäftskunden zu entwickeln, empfehle ich folgende Schritte:
- Entwickeln Sie eine Strategie. Wen möchten Sie ansprechen – Großunternehmen oder KMUs? Was wünschen sich Ihre Kunden und wodurch unterscheiden sich ihre Bedürfnisse? Welche Anforderungen lassen sich mit Open Banking-Lösungen erfüllen und wie können Sie diese monetarisieren? Passen diese Lösungen zu Ihrem Geschäftsmodell und Ihrer Marke?
- Bestimmen Sie API-Governance und ein Betriebsmodell. Lernen Sie neue Dienstleistungen und vereinfachte Technologie von FinTechs kennen und arbeiten Sie mit den neuen Marktteilnehmern zusammen, um herauszufinden, wie sich Effizienz, Geschwindigkeit und Wert steigern lassen.
- Starten Sie die Umsetzung Ihrer Technologie-Roadmap. Grundlegend sind zunächst Entscheidungen über ihre Software und Architektur. Dazu gehört auch die Governance, um den Ausführungsplan auf Kurs und in Übereinstimmung mit der Geschäftsstrategie zu halten und sicherzustellen, dass sich die Stakeholder darüber einig sind, was geplant ist und wie es gewinnbringend umgesetzt werden kann.
- Optimieren sie laufend. Neben innovativen Entwicklungen müssen auch das Management und die fortlaufende Optimierung der Lösungen im Vordergrund stehen.
Wenn Sie wissen wollen, welche Möglichkeiten in Open Banking für Unternehmen steckt, lesen Sie jetzt die vollständige Accenture Studie inklusive einer deutschen Zusammenfassung oder sprechen Sie mich persönlich hierzu an.