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Bankenzukunft zwischen Kunden-Bequemlichkeit und der Gefahr aus der Tiefe durch Technologieanbieter

Kürzlich durfte ich auf zwei spannenden Veranstaltungen mit Bankenvertretern und Finanz-„Challengern“ vortragen und mitdiskutieren. Kernfrage: Wie sieht der beste Weg für Finanzinstitute zwischen Skylla und Charybdis aus, wie navigieren sie zwischen neuen Kundenanforderungen und starken Plattformen der Technologieunternehmen? Das Thema hat es in sich, denn bislang suchen Banken zwischen diesen Klippen bei rauer Niedrigzins-See noch nach dem richtigen Kurs. Doch haben sie ihr Umfeld auch richtig im Blick?

Inzwischen zeigt sich ganz deutlich: Bankkunden haben auch im digital-verhaltenen Deutschland ihre anfängliche Scheu vor digitalen Finanzangeboten abgelegt. Berührungsängste gibt es auch hierzulande kaum noch. Interessant ist vor allem der Treiber dieser Entwicklung. Es geht Kunden nicht um die Digitalisierung per se oder darum, dass bestimmte Bankdienste nun auch auf dem Smartphone mobil verfügbar sind. Es geht um Einfachheit bzw. eine echte Erleichterung im Alltag – dies bildet die Grundlage der Akzeptanz der neuen Angebote. Insofern verwundert es auch nicht, dass neue Wettbewerber bei Konsumentenkrediten nicht mit besseren Kreditbedingungen punkten, sondern vor allem mit:

  • einem bequemeren und online oder mobil immer verfügbaren Kreditantrag und
  • schnelleren Entscheidungs- und Auszahlungsprozessen.

Selbst Sicherheitsbedenken stehen der Entwicklung nicht länger im Weg. IT-Sicherheit setzen Kunden heute schlichtweg voraus – ein Aspekt, den so mancher Fintech-Spieler angesichts jüngerer Meldungen um gekaperte Kontozugänge vielleicht doch noch stärker fokussieren sollte.

Technologie-U-Boote auf Banking-Kurs

Was wir aber auch wissen: Eine weitere App braucht keiner! Der Wunsch nach Bequemlichkeit wird Kunden davon abhalten, immer mehr Applikationen für eine spezifische Lösung auf ihre Smartphones zu laden – und hier kommen die Technologieriesen wie Google, Apple, Facebook, Alibaba & Co. ins Spiel. Diese kreuzen als neue Banking-Wettbewerber wie U-Boote die Route der Banken. Ob Apple mit eigenem, durchdesigntem Kartenangebot, Ant-Financial mit starkem Netzwerk oder WeChat als Prototyp der Killer-App – alle nehmen Finanzdienstleistungen in ihre Plattformen auf und haben damit an Services rund um den Kunden weit mehr im Angebotsportfolio als die Banken oder Fintechs. Kunden werden damit noch stärker an die jeweiligen Ökosysteme gebunden. Die Plattformen bieten alles, damit Kunden sie gar nicht mehr verlassen müssen: Shopping, Zahlungsverkehr Geldanlage, Versicherung, Chat- oder Datingroom – viele Bedürfnisse, eine Lösung. Da wirken einzelne Apps zur Tagesgeldanlage oder selbst für die Robo-Advisory-Geldanlage fast schon wie aus der Zeit gefallen.

Drei Imperative für die Bankenzukunft

Integrierten Finanzlösungen gehört deshalb die Zukunft, nicht der nächsten App-basierten, singulären Anwendung oder gar einzelnen Bankprodukten. Kunden wollen Bequemlichkeit und Einfachheit im One-Stop-Shop zusammen mit vielen anderen Angeboten. Für Banken gehen damit drei Imperative einher:

  1. Bedürfnisse befriedigen statt Produkte anbieten
  2. Plattformen statt Apps bauen
  3. Ecosysteme nutzen statt Alleingänge durchführen

Die drei Entwicklungstendenzen sind nicht ganz neu – auch ich hatte mich in einem meiner letzten Blogposts schon einmal tiefergehend mit ihnen beschäftigt. Die rasante Entwicklung, die wir aber bei den Tech-Giganten alleine in den letzten 12 Monaten erlebt haben, machen sie umso gewichtiger. Hier wartet niemand auf eine Bank, die sich nicht so recht für einen Kurs entscheiden kann.

Die europäischen und deutschen Banken sollten das Heft in die Hand nehmen und in die neue Banking-Ära aufbrechen. Ohne Service-Plattformen oder die Integration in bestehende Ecosysteme werden Institute langfristig an Relevanz verlieren und aus der Wertschöpfung verdrängt.